Rolf HOCHHUTH:Unbefleckte Empfängnis . Ein Kreidekreis
- Erstausgabe 1989, ISBN: 3353003401
Taschenbuch
[ED: Softcover], [PU: Volk und Welt], Rolf Hochhuth (* 1. April 1931 in Eschwege; † 13. Mai 2020 in Berlin) war ein deutscher Dramatiker und ein maßgeblicher Anreger des Dokumentart… Mehr…
[ED: Softcover], [PU: Volk und Welt], Rolf Hochhuth (* 1. April 1931 in Eschwege; † 13. Mai 2020 in Berlin) war ein deutscher Dramatiker und ein maßgeblicher Anreger des Dokumentartheaters. Internationalen Erfolg erzielte er mit dem „christlichen Trauerspiel“ Der Stellvertreter. Als rigoroser „Moralist und Mahner“ setzte sich Hochhuth wiederholt mit der Zeit des Nationalsozialismus und aktuellen politischen und sozialen Fragen auseinander. Mit offenen Briefen versuchte er seit den 1960er Jahren Einfluss auf die Politik zu nehmen und „fordert[e] deren moralische Erneuerung.“
Rolf Hochhuth war Sohn des hessischen Schuhfabrikanten Friedrich Ernst Walter Hochhuth und dessen Ehefrau Ilse Hochhuth, geb. Holzapfel. Als einschneidendes Erlebnis nahm der junge Hochhuth den Einzug der US-Truppen in Eschwege am 3. April 1945 wahr, der in seinem späteren Werk Spuren hinterlassen sollte. Hochhuth ging 1948 nach der mittleren Reife vom Gymnasium ab und absolvierte eine Buchhändlerlehre.
Zwischen 1950 und 1955 war er als Gehilfe in Buchhandlungen und Antiquariaten in Marburg, Kassel und München tätig. Sein besonderes Interesse als Leser galt damals den Erzählern und Historikern des 19. und 20. Jahrhunderts (vor allem Thomas Mann, Heinrich Mann, Robert Musil, Otto Flake, Jacob Burckhardt, Oswald Spengler und Heinrich von Treitschke).
Als Gasthörer besuchte Hochhuth Vorlesungen in Geschichte, Philosophie und Literatur an den Universitäten Heidelberg und München und unternahm erste Schreibversuche. 1955 trat er als Verlagslektor in den Bertelsmann Lesering ein. Zwei Jahre später heiratete er Marianne Heinemann, eine ehemalige Klassenkameradin, deren Mutter, Rose Schlösinger, als Mitverschwörerin der Roten Kapelle 1943 in Berlin enthauptet worden war.
Während seiner Verlagstätigkeit gab Hochhuth Werkausgaben und Erzählanthologien heraus. Als 1959 eine von ihm edierte Wilhelm-Busch-Ausgabe des „Bertelsmann Leserings“ eine Auflage von einer Million Bänden erreichte, belohnte der Verleger Reinhard Mohn seinen Lektor mit drei Monaten Sonderurlaub. Hochhuth, der sich zum Protestantismus bekannte, nutzte die Zeit zu einer Reise nach Rom, wo er Studien für ein erstes Drama betrieb und Gespräche mit dem österreichischen Bischof Alois Hudal und dem vatikanischen Diplomaten Bruno Wüstenberg führte.
Im August 1961 nahm der Hamburger Verlag Rütten & Loening, der seit dem Vorjahr zum Bertelsmann-Konzern gehörte und zu dem Hochhuth als Cheflektor versetzt worden war, das Drama Der Stellvertreter zum Druck an. Kurz darauf erreichte den Geschäftsführer Karl Ludwig Leonhardt eine Anweisung von der Konzernzentrale aus Gütersloh, den Druck des als zu provokant empfundenen Werks abzubrechen. Das Stück behandelt die Haltung des Heiligen Stuhls gegenüber dem Holocaust. In dem Drama treten historische Personen wie der SS-Obersturmführer Kurt Gerstein, der die internationale Öffentlichkeit 1942 über den Holocaust zu informieren versucht, neben fiktionalen Figuren auf. Ein Skript des Stellvertreters wurde an den Rowohlt Verlag weitergeleitet, der es zwei Jahre später zeitgleich mit der Uraufführung veröffentlichte.
Die West-Berliner Uraufführung des Stellvertreter am 20. Februar 1963, für die der Rowohlt Verlag den als Regisseur des politischen Theaters bekannt gewordenen Erwin Piscator gewinnen konnte, löste die bis dahin größte Theaterdebatte der Bundesrepublik Deutschland aus („Stellvertreter-Debatte“). Auch international sorgte Hochhuths Erstling für großes Aufsehen. Das Stück führte in anderen europäischen Ländern zu Tumulten während und nach Aufführungen. Für eine erfolgreiche Inszenierung am New Yorker Broadway im Februar 1964 wurde Produzent Herman Shumlin mit einem Tony Award ausgezeichnet.
Während Der Stellvertreter eine neue Phase des westdeutschen Nachkriegstheaters einleitete, verbat der Autor sich bis 1966 Inszenierungen seines Stücks in Ostblock-Staaten aus Sorge vor einer antikatholischen Interpretation, die negativ auf seine Akzeptanz beim westlichen Publikum zurückwirken konnte. Nach der DDR-Erstaufführung am 20. Februar 1966 am Theater Greifswald und in zahlreichen ostdeutschen Städten ähnelten die Reaktionen der ostdeutschen Kritiker denen in der Bundesrepublik. Doch begrüßten die DDR-Kritiker vor allem den Schluss, in dem sowjetische Soldaten die letzten Lagerinsassen aus Auschwitz befreiten. Hochhuths Angriffe auf die Wirtschaft und die Kirche wurden als unsozialistisch verworfen.
Die zentralen Aussagen des fiktionalen Texts, der die Verantwortung des Individuums für dessen Taten betonte, blieben aufgrund des von ihm ausgehenden historischen Verdikts gegen Pius XII. umstritten. Aussagen Ion Mihai Pacepas, eines ehemaligen Generals des kommunistischen rumänischen Geheimdienstes Securitate, nach denen der Autor für das Theaterstück auf Materialien des sowjetischen Geheimdienstes KGB zurückgegriffen sowie im Auftrag von Geheimdiensten der Ostblockstaaten gearbeitet habe, wies Hochhuth zurück.
Seit 1963 arbeitete Hochhuth als freier Autor. Er siedelte in die Schweiz über, zunächst nach Riehen im Kanton Basel-Stadt, dann direkt in die Stadt Basel, um Distanz zu gewinnen, die ihm zur konsequenten Erfüllung seiner schriftstellerischen Aufgabe erforderlich schien. In Basel wurde ihm der existentialistische Philosoph Karl Jaspers zum Freund und Mentor. Das damals entwickelte schriftstellerische Selbstverständnis blieb auch für Hochhuths folgende Werke maßgeblich: Die „Moralität des individuellen Handelns selbst unter Bedingungen existentieller Bedrohung: das ist Hochhuths Thema; sie auszuloten und […] unbeirrbar einzufordern, ist wesentliche Aufgabe des Schriftstellers.“
Im Mai 1965 äußerte Hochhuth in dem Essay Der Klassenkampf ist nicht zu Ende im Spiegel Kritik an der gesellschaftlichen Situation in der Bundesrepublik und bekräftigte seine Auffassung, dass Schriftstellern eine politische Funktion zukomme. Großes Aufsehen erregte wenige Wochen später eine Replik von Bundeskanzler Ludwig Erhard. In einer Rede vor dem Wirtschaftstag der CDU/CSU in Düsseldorf am 9. Juli 1965 sprach der Bundeskanzler Schriftstellern wie Hochhuth das Recht auf Einmischung in sozialpolitische Themen ab:
„Die sprechen von Dingen, von denen sie von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. […] Nein, so haben wir nicht gewettet. Da hört der Dichter auf, da fängt der ganz kleine Pinscher an.“
– Bundeskanzler Ludwig Erhard, Düsseldorf, 9. Juli 1965
Dieser Ausspruch rief heftige Reaktionen von Schriftstellern und der Presse auf den Plan. Der amerikanische Dramatiker James Baldwin reagierte nach einer Aufführung seines Stückes Amen Corner im Juli 1965 in Hamburg ironisch mit dem Ausspruch: „Ich bin stolz darauf, ein Pinscher zu sein.“
1967 legte Hochhuth das Theaterstück Soldaten, Nekrolog auf Genf vor, das Winston Churchills Kampf gegen Hitler behandelt und das abermals an der Freien Volksbühne Berlin uraufgeführt wurde. Es stützte sich wesentlich auf Studien des britischen Publizisten David Irving, der den Bombenkrieg der Alliierten in seinen Schriften als Kriegsverbrechen darstellte und der später als Holocaustleugner hervortrat. Hochhuth warf in seinem Stück die Frage nach der Mitverantwortung Churchills für die Luftangriffe auf deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg auf. Auch deutete er an, dass Churchill die Ermordung des Chefs der polnischen Exilregierung, Władysław Sikorski, 1943 angeordnet habe. Aufführungen des Stücks in Großbritannien wurden anfangs untersagt. Einer Inszenierung am New Yorker Broadway im Mai 1968 war wenig Erfolg beschieden. Gegen den Autor wurden mehrere Prozesse angestrengt.
Im Mai 1970 wurde die Tragödie Guerillas, über einen Staatsstreich von oben durch einen US-amerikanischen Wirtschaftsboss, in Stuttgart durch Peter Palitzsch uraufgeführt. 1972 fand im Schauspielhaus Zürich und zeitgleich in verschiedenen deutschen Städten die Uraufführung der Komödie Die Hebamme statt. In diesem Stück setzt sich Hochhuth satirisch mit den sozialen Missständen in einer Kleinstadt auseinander. Der Regisseur Wolfgang Spier verfilmte den Stoff 1976 mit Inge Meysel als Hebamme. 1974 wurde Hochhuths Komödie Lysistrate und die Nato in Essen, Wien und Hamburg zugleich uraufgeführt.
Durch einen Vorabdruck seiner investigativen Erzählung Eine Liebe in Deutschland in der Wochenzeitung Die Zeit am 17. Februar 1978 entfachte Hochhuth die Diskussion um die Vergangenheit des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger als NS-Richter. In seiner Erzählung vertrat Hochhuth die Auffassung, Filbinger habe als „Hitlers Marinerichter“ noch nach Kriegsende „einen deutschen Matrosen mit Nazi-Gesetzen verfolgt“. Filbinger strengte kurz nach der auszugsweisen Veröffentlichung der Erzählung eine Unterlassungsklage am Landgericht Stuttgart gegen den Dramatiker an, der ihn öffentlich als „furchtbaren Juristen“ bezeichnet hatte. Die Klage wurde abgewiesen.
Im Verlauf der weiteren Auseinandersetzung behauptete Filbinger, er habe in seiner Eigenschaft als Richter kein einziges Todesurteil gesprochen. Am 15. Mai 1978 zitierte der Spiegel ihn mit der apodiktischen Einschätzung: „Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein!“ Erhard Eppler, damaliger SPD-Fraktionsvorsitzender und Oppositionsführer im baden-württembergischen Landtag, bescheinigte Filbinger darum ein „pathologisch gutes Gewissen“. Nachdem im Sommer 1978 Aktenfunde zu Todesurteilen zutage traten, die Filbinger 1945 als Marinerichter getroffen hatte, gingen die führenden Gremien von CDU und CSU zu ihm auf Distanz. Filbinger trat im August zurück und musste alle Ämter niederlegen. Hochhuth griff den Stoff im folgenden Jahr auch in seinem Stück Juristen auf.
Zwischen 1985 und 1986 war Hochhuth „poet in residence“ an der Gesamthochschule Essen. In der halbfiktiven Erzählung Alan Turing schrieb der Autor 1987 über den Vater des modernen „Computers“, der dazu beigetragen hatte, Funksprüche der Wehrmacht automatisch und kriegsentscheidend zu entschlüsseln. (...)
(Quelle: Wikipedia)
Gut erhaltenes Exempla, DE, [SC: 2.40], leichte Gebrauchsspuren, gewerbliches Angebot, 8° / 13 mm dick, 208, [GW: 250g], [PU: Berlin], 1. Auflage dieser Ausgabe, Banküberweisung, Internationaler Versand, [CT: Drama/Lyrik / Drama]<