Das Hurenhaus - Auskünfte über den Umgang mit einem Bedürfnis - Taschenbuch

Die Medien vermarkten das Thema gewöhnlich mit eher voyeuristischem Interesse. Berichte über das Rotlichtmilieu, über Straßenprostitution und Babystrich finden sich immer wieder in Zeitschriften und Boulevardmagazinen. Zudem war und ist die Prostitution häufig Gegenstand romantischer Verklärung, und Stories nach dem Muster des "Aschenputtels vom Straßenstrich" sorgten lange vor Pretty Woman für Umsätze an der Kinokasse.

Von Romantik ist in Michael Schmidts Buch Das Hurenhaus allerdings wenig zu spüren. Ob Sexunternehmer oder Domina in einem Eros-Center, sie alle erzählen hier ihre ganz persönliche Geschichte vom Leben im Milieu. Nüchterne, desillusionierte Schilderungen sind das, fern jeder Hurenromantik und all der anderen Klischees, die sich mit dem Gewerbe gemeinhin verbinden.

Prostitution ist eine reine Geschäftsbeziehung ohne jede Intimität. So paradox das klingen mag, es wird rasch verständlich, wenn man die Geschichten auf sich wirken läßt. Dabei eröffnen sich dem Leser auch eher unbekannte Perspektiven vom Umgang mit einem Bedürfnis. Die Erfahrungen einer langjährigen Mitarbeiterin des Hurenvereins Hydra etwa oder eines Versicherungskaufmanns, der sich auf Abschlüsse mit Prostituierten spezialisiert hat. Bei all dem enthält sich Schmidt jeder moralischen Wertung und läßt die Akteure lieber für sich selber sprechen. Das verleiht dem Buch eine Authentizität, die der Auseinandersetzung mit diesem zu Unrecht vernachlässigten Thema nur dienlich sein kann. --Stephan Fingerle