Old Boy 4 (4) - Erstausgabe

Dieser hatte ihn, wie in Old Boy 1 erzählt wird, zehn Jahre lang in einen engen Raum einsperren lassen, der lediglich mit einem Fernseher ausgestattet war. Als er wieder in die Wirklichkeit entlassen wird, ist sein früheres Leben vorbei. Ihm bleibt nur noch die Suche nach seinem Peiniger, die sich zu einem Spiel um Leben und Tod entwickelt.

In Gotos Geschichte geht es um das Erinnern -- besonders im vierten Teil der Serie mit seinen vielen Hypnose-Sequenzen. Autor und Zeichner beschwören somnambule Vorbilder wie Jacques Tourneurs Out of the Past und können dem Vergleich mit diesem Klassiker durchaus standhalten. Hier wird mit den Motiven des Stil Noir jongliert und beispielsweise die Figur der Femme Fatale überraschend variiert.

Die Großstadt Tōkyō mit ihren dunklen Seitengassen, ihrem Halbweltpersonal, den Neonreklamen in der für den westlichen Blick geheimnisvollen Kanji-Schrift bildet den Hintergrund der Geschichte. Das Hotelzimmer, in dem sich die Gegenspieler einschließen, bis Gotos Erinnerung einsetzt, wird zum Theatersaal, zur dunklen Kammer -- oder zur Nō-Variante einer antiken Tragödie. Aber hat Goto am Ende tatsächlich seinen Albtraum verlassen?

Das expressive Helldunkel des japanischen Manga adelt seine Reflexion der Schwarzen Serie. Der erste Band enthält zudem einen Essay von Daniel Bickermann über das japanische Rachemotiv. Das spannende Finale einer Geschichte, die inzwischen auch von Park Chan-wook verfilmt wurde. -- Melanie Stumpf