Edgar Allan Poe, Andreas [Übers.] Heering, Rolf Toman:Erzählungen von Edgar Allan Poe. Aus dem Engl. von Andreas Heering und Dorle Merkel. [Hrsg. von Rolf Toman] Ligeia, Der Untergang des Hauses Usher. , Die Maske des Roten Todes, Detektivgeschichten, Die Morde in der Rue Morgue , Das Geheimnis um Marie Roget , Der Goldkäfer, Der entwendete Brief, Faszination des Grauens. William Wilson. Die Grube und das Pendel. Das verräterische Herz. Der schwarze Kater Das Faß Amontillado
- gebrauchtes Buch 1995, ISBN: 9783895080395
18 cm. 331 seiten. Pappeinband mit OU (K700t) gebrauchsspuren, einband an den kanten bestoßen, papiergebräunte seiten und schnitt, eintrag im vorsatz, OU mit läsuren. In der Literatur jed… Mehr…
18 cm. 331 seiten. Pappeinband mit OU (K700t) gebrauchsspuren, einband an den kanten bestoßen, papiergebräunte seiten und schnitt, eintrag im vorsatz, OU mit läsuren. In der Literatur jedes Landes gibt es Männer, in deren Stirnfalten mit geheimnisvollen Schriftzeichen das Wort »Pech» geschrieben steht. Sie führen überallhin die Etikette ihres Lebens mit sich. Man möchte meinen, ein blinder Sühneengel bemächtigte sich gewisser Menschen und geißelte sie zur Belehrung der anderen. Doch wenn man ihr Leben aufmerksam prüft, findet man Talente in ihnen, Tugenden, Begnadung. Die Gesellschaft bricht über sie den Stab und schließt auf charakterliche Laster, die nur aus der Verfolgung durch die Gesellschaft entstanden sind. Gibt es wirklich Seelen, die zum Tisch des Herrn berufen sind, Geweihte sozusagen, die bis zum Tode, bis zum Ruhm hin schreiten müssen unter dauernder Opferung ihrer selbst?Das Leben Edgar Poes ist eine beklagenswerte Tragödie. Die verschiedenen Dokumente, die mir vorliegen, haben in mir die Überzeugung reifen lassen, daß die Vereinigten Staaten für Poe einen großen Käfig bildeten und daß er sein ganzes Leben über die heftigsten Anstrengungen machte, dem Einfluß dieser Atmosphäre zu entfliehen. Die Familie Poes war eine der angesehensten Baltimores. Sein Großvater war Generalquartiermeister während der Revolution, und Lafayette schenkte ihm Achtung und Freundschaft. Als dieser zum letzten Male das Land besuchte, bat er die Witwe des Offiziers feierlich, seinen Dank für die Dienste entgegenzunehmen, die ihr Gatte ihm erwiesen baut. Der Urgroßvater hatte eine Tochter diese Familie war Poe mit den hervorragendsten Häusern Englands verwandt. Der Vater Edgars hatte eine gute Erziehung erhalten. Als er sich Hals über Kopf in eine junge und schöne Schauspielerin verliebte, ging er mit ihr auf und davon und heiratete sie. Um sein Schicksal dem ihren noch inniger zu verknüpfen, faßte er den Entschluß, ebenfalls zur Bühne zu gehen. Aber weder er noch sie hatte Talent zu diesem Beruf, und so führten sie ein recht trauriges und kümmerliches Leben. Der jungen Frau half noch einigermaßen ihre Schönheit, und das entzückte Publikum ertrug ihr mittelmäßiges SpieL Auf einer ihrer Tourneen kamen sie nach Richmond, und dort starben sie einige Wochen nacheinander, alle beide aus dem gleichen Grunde: Hunger, Not, Elend.Ohne Brot, ohne Unterkunft, ohne Freund überließen sie dem Zufall ein armes, kleines, hungriges Wesen, das übrigens die Natur in ansprechender Weise ausgestattet hatte. Ein reicher Kaufmann der Stadt, Herr Allan, wurde von Mitleid erfaßt. Er begeisterte sich an dem hübschen Jungen, und da er keine Kinder besaß, nahm er ihn an Kindes Statt an. Edgar Poe wuchs so in gesichertem Wohlstand auf und erhielt eine vollkommene Erziehung. Im Jahre 1816 begleitete er seine Adoptiveltern auf einer Reise nach England, Schottland und Irland. Als sie nach ihrer Heimat zurückkehrten, ließen sie ihn bei Dr. Brandsby, der in Stoke-Newington bei London eine bedeutende Erziehungsanstalt hatte; dort verbrachte er fünf Jahre.Edgar Poe kehrte von Dr. Brandbys Haus 1822 nach Richmond zurück und setzte seine Studien unter der Leitung besserer Schulmeister fort. Er war schon damals ein wegen seiner körperlichen Gewandtheit und Geschmeidigkeit bemerkenswerter junger Mann, und mit seiner besonderen Art von Schönheit verband er eine wunderbare dichterische Erlebniskraft; schon frühzeitig besaß er die Fähigkeit, Erzählungen zu improvisieren. Im Jahre 1825 begann er sein Studium an der Universität Virginia, die damals zu den Instituten gehörte, wo man in Saus und Braus lebte. Edgar Poe unterschied sich von seinen Mitschülern durch einen noch lebhafteren Sinn für das Vergnügen. Er war ein recht guter Schüler und machte unglaubliche Fortschritte in den mathematischen Wissenschaften; er besaß eine einzigartige Begabung für Physik und Naturwissenschaften im allgemeinen, was zu bemerken wichtig ist, da in mehreren seiner Werke eine große Vorliebe für die Wissensduft zu erkennen ist. Aber um diese Zeit trank er schon, spielte und beging derartige Streiche, daß er zuletzt relegiert wurde. Auf die Weigerung Herrn Allans, irgendwelche Spielschulden zu bezahlen, machte er kurzen Prozeß, brach mit seinem Adoptivvater und entfloh nach Griechenland. Das war zur Zeit von Botzaris, zur Zeit der hellenischen Revolution. Als er in St. Petersburg eintraf, waren seine Börse und sein Enthusiasmus etwas erschöpft: Es kam zu einer üblen Auseinandersetzung mit den russischen Behörden, über deren Grund man nichts weiß. Die Sache ging so weit, daß man behauptet, Edgar Poe habe unmittelbar davor gestanden, seiner frühzeitigen Kenntnis von Menschen und Dingen noch die der Härten Sibiriens hmzuzufügen. Schließlich war er sehr glücklich, die Intervention des amerikanischen Konsuls Henry Middleton annehmen zu können, der ihm auch half, nach Hause zu-mdrzukehren. 1829 trat er in die Militärschule von West Point ein. In der Zwischenzeit hatte Herr Allan, dessen erste Frau gestorben war, eine Dame geheiratet, die um vieles jünger war als er. Er selbst war damals 65 Jahre alt. Man sagt, Poe habe sich dieser Dame gegenüber nicht ansündig benommen und sich über diese Eheschließung lustig gemacht. Der alte Herr schrieb ihm einen sehr groben Brief, den Poe noch grober beantwortete. Die Wunde war unheilbar, und kurze Zeit darauf starb Herr Alla.Aus dem Inhalt: Ligeia, Der Untergang des Hauses Usher., Die Maske des Roten Todes, Detektivgeschichten, Die Morde in der Rue Morgue , Das Geheimnis um Marie Roget , Der Goldkäfer, Der entwendete Brief, Faszination des Grauens.William Wilson.Die Grube und das Pendel.Das verräterische Herz.Der schwarze Kater Das Faß Amontillado "...vor vielen Jahren schloß ich enge Freundschaft mit einem gewissen Mr. William Legrand. Er entstammte einer allen Hugenottenfamilie und war einst reich gewesen; aber durch eine Reihe von Unglücksfällen war er in bittere Not geraten. Um den Demütigungen, die dieses Ungemach nach sich ziehen mußte, zu entgehen, hatte er New Orleans, die Stadt seiner Väter, verlassen und sich auf der Mullivansinsel bei Charleston, Süd-Carolina, angesiedelt. Diese Insel hat ein sehr eigentümliches Gepräge. Sie besieht fast vollständig aus Seesand und ist ungefähr drei Meilen lang. Ihre Breite überschreitet nirgends eine Viertel meile. Vom Festland ist sie durch ein fast unsichtbares flüßchen getrennt, das durch eine Wildnis von Röhricht und Morast, einen Lieblingsaufenthalt des Sumpfhuhns, dahinsickert. Die Vegetation ist, wie man sich denken kann, spärlich oder zumindest von niedrigem Wuchs. Kmigermaßen hohe Bäume sind überhaupt nicht zu sehen. Unweit ihrer Westspitze, wo das Fort Moultrie aufragt und einige armselige Hütten zu finden sind, die während des Summers von den aus Staub und Fieberdünsten geflohenen Bürgern Charlestons bewohnt werden, kann man war auf die borstige Zwergpalme stoßen; aber sonst ist die ganze Insel mit Ausnahme jener Gegend und eines .harten, weißen Strandstreifens an der Seeseite mit dem dichten Gebüsch der süßen Myrte bewachsen, die von den Gärtnern Englands hoch geschätzt wird. Dieses Strauchwerk erreicht hier oft eine Höhe von fünfzehn bis zwanzig Fuß und bildet ein schier undurchdringliches Dickicht, die Lüfte mit seinem Wohlgeruch erfüllend. Im heimlichsten Winkel des Dickichts, unweit der östlichen oder entlegeneren Spitze der Insel, hatte sich Legrand eine kleine Hütte erbaut, in der er wohnte, als ich ihn kennenlernte. Unsere Bekanntschaft reifte bald zur Freundschaft; denn der Einsiedler besaß vieles, was Teilnahme oder Hochachtung erregen mußte. Ich fand in ihm einen sehr gebildeten und mit ungewöhnlichen Geisteskräften begabten Menschen, der jedoch von Menschenverachtung angekränkelt und widerspruchsvollen Stimmungen, die ihn bald in Begeisterung, bald in Schwermut versetzten, unterworfen war. Er besaß sehr viele Bücher, bediente sich ihrer aber nur selten. Seine Lieblingsbeschäftigungen waren die Jagd und der Fischfang; aber er unternahm auch gern lange Spaziergänge längs des Strandes und in den Myrtenhainen, wo er Muscheln und Insekten suchte. Seine Sammlung an letzteren hätte ihm ein Swammerdam neiden können.Auf diesen Ausflügen wurde er zumeist von einem Neger namens Jupiter begleitet, der noch vor dem Mißgeschick der Familie freigelassen worden war, aber weder durch Drohungen noch Versprechungen dazu bewogen werden konnte, auf sein "Recht" ? wie er es nannte ?, "auf die Schritte seines jungen Massa Will achtzugeben", zu verzichten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Verwandten Legrands, die diesen für etwas unberechenbar hielten, diese Hartnäckigkeit Jupiters selbst herbeigeführt hatten, indem sie auf diese Art den Ruhelosen beaufsichtigen und bewachen ließen.In den Breiten der Sullivansinsel sind strenge Winter selten; und im Herbst ist es gerade als ein Wunder anzusehen, wenn einmal ein Feuer für notwendig gehalten wird. Um die Mitte des Oktober 18... kam jedoch ein Tag von bemerkenswerter Kälte. Kurz vor Sonnenuntergang bahnte ich mir einen Weg durch das immergrüne Gestrüpp zur Hütte meines Freundes, den ich seit mehreren Wochen nicht besucht hatte. Ich wohnte damals in Charleston, neun Meilen von der Insel entfernt; doch waren Hin- und Rückreise zu jener Zeit viel schwieriger zu bewerkstelligen als heutzutage. Als ich die Hütte erreicht hatte, klopfte ich nach meiner Gewohnheit an, entnahm, da ich keine Antwort erhielt, dem mir bekannten Versteck den Schlüssel, schloß die Tür auf und trat ein. Auf dem Herde flackerte ein behagliches Feuer. Das war eine mir durchaus nicht unangenehme Überraschung. Ich warf den Überrock ab, zog mir einen Armstuhl neben die prasselnden Scheite und wartete geduldig auf die Ankunft meiner Wirte.Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kamen sie und hießen mich aufs herzlichste willkommen. Jupiter, über das ganze Gesicht grinsend, begann sehr geschäftig einige Sumpfhühner zum Nachtmahl zuzubereiten. Legrand hatte einen seiner Anfälle ? wie sollte ich es sonst nennen? ? von Begeisterung. Er hatte eine unbekannte Muschel gefunden, die eine neue Gattung darstellte, und außerdem mit Jupiters Hilfe einen Skarabäus gejagt und erbeutet, den er für eine neue Art hielt und über den er am Morgen mein Urteil zu erfahren wünschte. "Warum denn nicht schon heute?" fragte ich, meine Hände über der Glut reibend und das ganze Geschlecht der Skarabäen zum Teufel wünschend."Ach, wenn ich nur gewußt hätte, daß Sie hier seien", sagte Legrand, "aber ich habe Sie schon lange nicht gesehen. Wie hätte ich ahnen können, daß Sie ausgerechnet am heutigen Abend mich besuchen würden? Auf dem Heimweg traf ich Leutnant G. vom Fort, und ich lieh ihm törichterweise den Käfer; also können Sie ihn unmöglich vor morgen früh sehen. Bleiben Sie über Nacht hier ? dann lasse ich ihn bei Sonnenaufgang durch -Jup holen. Es ist das lieblichste Ding der Schöpfung!" "Was denn ? der Sonnenaufgang?""Unsinn, der Käfer. Er ist von glänzender Goldfarbe, etwa so groß wie eine große Walnuß, und hat zwei pechschwarze Flecke an dem einen und einen etwas längeren Fleck am anderen Ende des Rückens. Jedes Fühlhorn ist--""Nix Horn daran sein, wenn ich sagen, Massa Will", unterbrach ihn Jupiter, "Käfer sein ganz von Gold, reines Gold, jedes kleine Stück, innen wie außen, außer Flügel. Niemals ich haben gehabt in Hand Käfer halb so schweres in Leben.""Gut, nehmen wir es an, Jup", erwiderte Legrand, etwas ernster, wie mir schien, als die Sache wert war, "ist das aber ein Grund für dich, das Geflügel anbrennen zu lassen? Die Farbe ?", hier wandte er sich wieder an mich, "ist wirklich fast geeignet, Jupiters Meinung zu rechtfertigen. Sie haben nie einen lebhafteren Goldglanz gesehen, als ihn diese Flügeldecken zeigen ? aber das können Sie erst morgen beurteilen. Inzwischen kann ich Ihnen eine Vorstellung von seiner Gestalt .vermitteln." Indem er das sagte, setzte er sich an einen kleinen Tisch, worauf sich Feder und Tinte, aber kein Papier befand. Er suchte in einer Schublade danach, fand aber auch dort nichts."Schadet nichts", sagte er schließlich, "das wird auch genügen." Damit zog er aus seiner Westentasche einen Zettel, der mir wie sehr verschmutztes Kanzleipapier aussah, und machte darauf eine rohe Federzeichnung. Währenddessen blieb ich auf meinem Platz am Feuer sitzen; denn mir war immer noch kalt. Als er die Zeichnung volendet hatte, reichte er sie mir, ohne aufzustehen, herüber. Gerade als ich danach griff, ließ sich ein lautes Knurren vernehmen, dem ein Kratzen an der Tür folgte. Jupiter öffnete, und herein sprang ein großer Neufundländer, der Legrand gehörte, legte mir die Pfoten auf die Schultern und überschüttete mich mit Liebkosungen; denn ich hatte mich während früherer Besuche viel mit ihm abgegeben. Sobald seine Freudensprünge ein Ende gefunden hatten, blickte ich auf das Papier und war nicht wenig verwirrt von dem, was mein Freund da gezeichnet hatte. "Schön", sagte ich, nachdem ich es einige Minuten lang betrachtet hatte, "das ist ein sonderbarer Skarabäus ? ich muß es gestehen ? und mir neu. Nie habe ich vorher etwas Ähnliches gesehen ? es sei denn ein Schädel oder Totenkopf gewesen; denn einem solchen ähnelt er mehr als irgendeinem anderen Gegenstand, der mir je vor Augen gekommen ist.""Ein Totenkopf!" wiederholte Legrand.."Auszüge aus dem Buch Versand D: 2,50 EUR [erzählungen, bedrohung, einsame, insel, unglück, gefahr, probleme, schicksal, abenteuer, fantasie, detektiv, brauchtum, motive, schrecken, grusel, erlebnisse], [PU:Köln: Könemann. 1995]<