Bergengruen, Werner:
Der Grosstyrann und das Gericht. Roman. - Erstausgabe
1951, ISBN: 39faf2a77d72920605a9e7247f67172f
Gebundene Ausgabe
[PU: München: Nymphenburger Verlagshandlung], 326 (2) Seiten. 18,8 cm. Einband: Friedrich Wobst. Braunes Leinen mit Kopffarbschnitt.
Guter Zustand. Besitzername auf dem Vorsatz. »Gerade w… Mehr…
[PU: München: Nymphenburger Verlagshandlung], 326 (2) Seiten. 18,8 cm. Einband: Friedrich Wobst. Braunes Leinen mit Kopffarbschnitt.
Guter Zustand. Besitzername auf dem Vorsatz. »Gerade weil die Frage nach dem Verhältnis von Macht und Gerechtigkeit, von Verführbarkeit, Schuld und Gewissen auch heute nichts von ihrer Aktualtität verloren hat, weil wir nach wie vor auch unter veränderten, weit redlicheren politischen Bedingungen nach einer Antwort darauf suchen müssen, die zugleich eine Antwort auf jede Art von Intoleranz und Terrror sein sollte, bleibt zu wünschen, daß die Leser zu diesem Buche eines mutigen integren Autors und eines begnadeten Erzählers wieder greifen werden.« (Benno von Wiese). Im Garten des Großtyrannen ist ein Mord geschehen. Der Alleinherrscher beauftragt Massimo Nespoli, den Chef des Geheimdienstes, mit der Aufklärung, aber Nespoli kann den Fall nicht in der vorgegebenen Zeit lösen. Er hat Angst, sein Amt zu verlieren, den Tyrannen zu täuschen, und sucht nach irgendeinem Schuldigen. Auch Monna Vittoria, seine Geliebte, wird in die Sache hineingezogen. Immer mehr Menschen geraten in Verdacht. Eine Atmosphäre des Mißtrauens und der Unsicherheit breitet sich aus. Alle Fäden laufen zusammen in der Hand des Usurpators. Der 1935 erschienene Roman, dessen Handlung in das Zeitalter der italienischen Renaissance verlegt ist, wurde bereits bei seiner Erstveröffentlichung als Parabel gegen die Diktatur verstanden. Er ist heute ein bleibendes Zeugnis für die Literatur der inneren Emigration. - Werner Max Oskar Paul Bergengruen (* 16. September 1892 in Riga, Livland; † 4. September 1964 in Baden-Baden) war ein deutschbaltischer Schriftsteller. Leben: Werner Bergengruen wurde als zweiter Sohn des deutschbaltischen Arztes Paul Bergengruen, schwedischer Abstammung und Angehöriger der aristokratisch-patrizischen Oberschicht, und seiner Frau Helene v. Boetticher in Riga geboren. Zur Schulausbildung wurde der Junge von seinem Vater wegen der Russifizierungspolitik des Zarenreiches im Baltikum nach Deutschland geschickt. Er blieb aber dennoch seiner alten Heimat zeitlebens verbunden. Übersiedlung nach Deutschland: In den Jahren 1903 bis 1908 besuchte Bergengruen das Katharineum zu Lübeck, von 1908 bis 1910 das Gymnasium Philippinum Marburg.[1] 1910 nahm er in Marburg das Studium der Evangelischen Theologie auf und wechselte danach zu Germanistik und Kunstgeschichte. Später setzte er sein Studium in München fort, ohne einen regulären Abschluss zu machen. Während des Ersten Weltkrieges, von 1914 bis 1918, war er als Freiwilliger und Leutnant bzw. Stoßtruppführer des Deutschen Heeres im Baltikum im Einsatz, danach 1919 als Angehöriger der Baltischen Landeswehr, die gegen die Rote Armee kämpfte. Journalist und freier Schriftsteller: Am 4. Oktober 1919 heiratete er in Marburg Charlotte Hensel (1896–1990), eine Nachfahrin Moses Mendelssohns und Fanny Hensels, Tochter des Mathematikers Kurt Hensel. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Olaf, Luise, Maria und Alexander. Beruflich war er seit 1920 als Journalist tätig und ging 1922 nach Berlin, wo er Leiter der Zeitschrift Ost-Informationen wurde. In diesem Jahr erschien sein erster Roman als Vorabdruck in der Frankfurter Zeitung, „Das Gesetz des Atum“, der autobiografische Züge enthält. In späterer Zeit stand er diesem Werk ablehnend gegenüber („… mit Recht vergriffen, verbrannt, vergessen.“). 1925 wurde er Chefredakteur der Baltischen Blätter. 1927 lebte er als freier Schriftsteller in München und Berlin, wo Bergengruen zum Schriftstellerkreis gehörte, der sich um den Verleger Victor Otto Stomps und dessen Verlag Rabenpresse gebildet hatte. Neben dem Mitbegründer der Rabenpresse Hans Gebser, der unter dem Namen Jean Gebser als Philosoph bekannt wurde, gehörten zum Kreis der Rabenpresse Horst Lange und dessen spätere Frau Oda Schaefer, für kurze Zeit Joachim Maass, Walther G. Oschilewski, Hermann Kasack, Robert Seitz, Jens Heimreich, Rolf Bongs, Werner Helwig und Eberhard Meckel. Bergengruen lieferte selbst Beiträge zur Literaturzeitschrift Der weiße Rabe, die in den Jahren 1932 bis 1934 von Stomps in der Rabenpresse herausgegeben wurde. Stellung zum Nationalsozialismus: Dem Nationalsozialismus stand Bergengruen (wie auch sein enger Freund Reinhold Schneider) ablehnend gegenüber. Er war zwar national-konservativ eingestellt, dabei aber zunehmend christlich-humanistisch orientiert. Auch aus familiären Gründen (seine Frau galt nach den Nürnberger Gesetzen als Dreivierteljüdin[2]) war er distanziert, trat aber mit Rücksicht auf die prekäre Situation seiner Familie nicht offen gegen den Nationalsozialismus auf. 1935 erschien der erfolgreichste Roman des Autors, „Der Großtyrann und das Gericht“, der eine Auflage von über einer Million verkaufter Exemplare erreichte und von Kritikern des Nazi-Regimes als versteckte Abrechnung mit dem Nationalsozialismus verstanden wurde, was jedoch aus der Entstehungsgeschichte des Werkes (es wurde bereits 1926 begonnen) vermutlich eine Überinterpretation des Werkes darstellt. Der Völkische Beobachter dagegen feierte das Werk zunächst als „großen Führerroman“.[3] Der Roman wurde später verfilmt, dramatisiert und in 15 Sprachen übersetzt. Ein Jahr später, 1936, konvertierte Bergengruen mit seiner Frau beim damaligen Akademiker- und Studentenseelsorger Johannes Pinsk zum katholischen Glauben. 1937 wurde er (u. a. mit Hinweis auf den „Großtyrannen und das Gericht“) aus der Reichsschrifttumskammer mit der Begründung ausgeschlossen, er sei durch schriftstellerische Veröffentlichungen nicht geeignet, am Aufbau der deutschen Kultur mitzuarbeiten. In einem Gutachten des „Gaupersonalamtes München/Hauptstelle für politische Beurteilungen“ hieß es: „Weder er noch seine Kinder sind Mitglied einer Parteigliederung. Der deutsche Gruß ‚Heil Hitler‘ wird weder von ihm noch von seiner Familie angewendet. Eine NS-Presse bezieht er soweit bekannt ebenfalls nicht. Bemerkt sei noch, daß B. konfessionell stark gebunden ist.“ Trotzdem erhielt er eine „Dauersondergenehmigung“ zum Publizieren.[4] In der Folge wurden der Gedichtband „Der ewige Kaiser“ aus dem Jahr 1937 und der Roman „Am Himmel wie auf Erden“ 1940 verboten, auch ein Rundfunk- und Vortragsverbot wurde verhängt. Dessen ungeachtet gingen die regimekritischen Gedichte des Gedichtbandes Der ewige Kaiser in Abschriften von Hand zu Hand und/oder wurden lediglich in Publikationen mit kleinerer Auflage veröffentlicht. Trotz Bergengruens Schwierigkeiten mit dem NS-Regime konnten zahlreiche seiner anderen Werke erscheinen, nicht zuletzt, weil er einer der beliebtesten Autoren in Deutschland war. Nachdem 1942 sein Haus in München-Solln zerstört worden war, übersiedelte Bergengruen nach Achenkirch in Tirol. Bergengruen urteilte 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs über die Zeit des Nationalsozialismus: „Niemand darf sagen, er habe von den Greueln nichts gewußt. […] Was in den Konzentrationslagern geschah, das wußte jeder, wenn er nicht Gehör und Gesicht gewaltsam verschloß.“ Nachkriegszeit: 1946 zog Bergengruen in die Schweiz, lebte danach zwei Jahre in Rom und schließlich von 1958 bis zu seinem Tod in Baden-Baden. 1952 entstand sein wohl bekanntestes Werk der Nachkriegszeit: „Der letzte Rittmeister“ (1952), in dem er auch seine Zweifel, seine Skepsis an neuen Entwicklungen (wie z. B. Industriezeitalter oder Normierung) dem Festhalten an der Tradition, die allerdings nie als starres Gegenmodell zur Jetztzeit gesehen wird, gegenüberstellt. Der ihm von seinen zahlreichen Gegnern im vor allem linksintellektuell geprägten Kulturestablishment gemachte Vorwurf, er versuche, die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands zu verdrängen, wurde von ihm mit dem Essay „Schreibtischerinnerungen“ (1961) beantwortet. Darin befragt er Menschen aller Zeiten nach ihrem Verhalten, ihrem Versagen und ihrem Glauben, und überantwortet sie schließlich der Gnade Gottes. Seine Sicht des Glaubens als „Sprung über den Schatten der eigenen Existenz“ erfüllte ihn auch hinsichtlich der Änderungen durch das Zweite Vatikanische Konzil mit Misstrauen, denn zu sehr widersprachen diese seinem nonkonformistischen Bild von „Katholizität“ und seiner Grundüberzeugung, dass „das, was im Äußeren vorgeht, nur ein verdeutlichendes und vergröbertes Bild der Dinge ist, die sich in den Seelen der Menschen ereignen“. Künstlerisches Schaffen: Bergengruen schrieb in der Nachfolge der großen Autoren des 19. Jahrhunderts Romane, Erzählungen und Übersetzungen, die sich durch geschliffene Sprache und klassischen, spannungsreichen Aufbau auszeichnen. Er war ein Erzähler, der sein christlich-humanistisches Weltbild in große Fabeln und Parabeln verpackte, und dabei sowohl in weit ausgesponnenen Romanen (wie z. B. Am Himmel wie auf Erden), wie auch in – teilweise durch Rahmenerzählungen zusammengehaltenen – kleinen, oft anekdotenhaften Formen brillierte. Speziell dieser Hang zum „Anekdotenhaften“ ist sicherlich auch für seine posthume Geringschätzung durch die Literaturkritik seit den 1960er-Jahren verantwortlich. Hier wird jedoch übersehen, dass Bergengruen nicht (wie z. B. Friedrich Sacher) in der behaglichen Wiedergabe origineller Ereignisse und verblüffender Änderungen sein Genügen findet, sondern gerade mit seinen „Anekdoten“ stets die grundlegenden Eigenschaften des Menschen in unnachahmlicher Weise „auf den Punkt bringt“. Die novellistischen Erzählungen machen einen Schwerpunkt im Werk von Bergengruen aus. In der deutschen Nachkriegszeit galt er als Beispiel eines Autors der „Inneren Emigration“ gegenüber dem NS-Regime und war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Autoren der frühen Bundesrepublik. Das Christentum und der abendländische Humanismus machten Bergengruens Weltanschauung aus, die sein gesamtes Werk durchzieht. Seine Novellen handeln von der Bindung des Menschen in eine höhere Ordnung und vom Wirken göttlicher Vorsehung, gehalten in klassischer Erzählform, in der eine „unerhörte Begebenheit“ als zeitloser Handlungs-Prototyp thematisiert wird. Sein bekanntestes Novellenwerk, „Die drei Falken“ (1936), lehnt sich in seinen Strukturen an die ‚Falkennovelle‘ Boccaccios im Decamerone (neunte Novelle des fünften Tages) an. So ist auch bei Bergengruen der Falkenbesitzer verarmt und alleinstehend, und er trennt sich vom materiellen und ideologischen Besitz (Boccaccios Protagonist für die gastfreundschaftliche Höflichkeit, Bergengruens durch die hohe Achtung vorm Tier). Dabei spielt bei Bergengruen der Falke nicht die Rolle eines Phallussymbols / eines/r Geliebten, wie es in mittelalterl, DE, [SC: 2.50], gewerbliches Angebot, [GW: 190g], Erstausgabe in Deutschland, Offene Rechnung, PayPal, Selbstabholung und Barzahlung, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten), Internationaler Versand<